Axpo hat zusammen mit IWB die grösste alpine Solaranlage der Schweiz auf 2500 Meter über Meer realisiert. Seit Ende August 2022 ist die Anlage vollständig in Betrieb. Das Pionierprojekt AlpinSolar produziert pro Jahr 3,3 Millionen Kilowattstunden Strom – die Hälfte davon im Winter. So nutzen wir Sonnenenergie zu jeder Jahreszeit und trotz Nebelmeer.
Die Muttsee-Staumauer ist dank ihrer bestehenden Infrastruktur, ihrer Ausrichtung und Höhenlage ausserordentlich gut für Solarenergie geeignet:
Denner, der grösste Discounter der Schweiz, nimmt den alpinen Solarstrom im Rahmen eines Stromabnahmevertrags, oder auch Power Purchase Agreement (PPA) genannt, von Axpo in den ersten 20 Jahren ab Inbetriebnahme ab. Damit verfolgt Denner seine ambitionierten Nachhaltigkeitsziele konsequent weiter und versorgt ihre Einkaufsläden und Büroräumlichkeiten aus 100% erneuerbarem und lokalem Strom.
Um die Energiewende zu schaffen, müssen in den nächsten Jahren viele Grossanlagen wie AlpinSolar entstehen, welche erneuerbaren Strom produzieren. Doch leider geht der Zubau nur schleichend voran. Das liegt am heutigen Förderrahmen, der für kleine Anlagen mit Eigenverbrauch konzipiert ist. Grossanlagen sind heute ein grosses wirtschaftliches Risiko.
Das Gelingen der Energiewende darf aber nicht davon abhängen, ob sich Unternehmen finden, die unwirtschaftliche Projekte in Kauf nehmen. Die Schweiz muss die politischen Rahmenbedingungen für Grossanlagen verbessern. Dafür bietet sich mit der laufenden Revision von Energie- und Stromversorgungsgesetz eine Chance. Sie kommt im zweiten Halbjahr 2022 ins eidgenössische Parlament. Axpo und IWB haben zusammen mit dem Grossteil der Branche Vorschläge in die Diskussion eingebracht, wie das am effizientesten gelingen könnte: zum Beispiel mit einer gleitenden Marktprämie nach internationalem Vorbild. Neben dem Förderrahmen müssen auch die Bewilligungsverfahren beschleunigt und Möglichkeit geschaffen werden, dass Freiflächenanlagen an geeigneten Orten bewilligt werden können. Heute ist dies grundsätzlich nur innerhalb von Bauzonen und an bestehenden Infrastrukturen möglich.
Die Schweiz produziert im Winter deutlich weniger Strom als sie verbraucht. Es fehlt also im Winter Strom, der importiert werden muss. Und diese Tatsache dürfte sich in den nächsten Jahren deutlich verstärken, wenn im In- und Ausland Kern- und Kohlekraftwerke vom Netz genommen werden.
Deshalb ist es wichtig, Lösungen zu finden, um im Winter zusätzlichen Strom aus erneuerbaren Quellen zu produzieren. Die alpine Solar-Grossanlage in den Glarner Alpen leistet dazu einen Beitrag: Sie produziert rund dreimal mehr Strom in den Wintermonaten, als eine vergleichbare Solaranlage im Mittelland.
Die Solaranlagen im Flachland liegen während der Wintermonate häufig unter einer Nebeldecke – in hohen Lagen gibt es viel weniger Nebel und damit mehr Sonneneinstrahlung. Ausserdem haben es Solarpanels gerne kalt. Der Wirkungsgrad von Solarmodulen ist bei tiefen Temperaturen höher als wenn es heiss ist. Und schliesslich wird das Sonnenlicht von der Schneedecke reflektiert, was zu einer höheren Solarstrom-Ausbeute führt. Das nennt man Albedo-Effekt. Zudem ist der Neigungswinkel der Staumauer optimal für die Solarstromproduktion im Winter.
Mit der vollständigen Inbetriebnahme von AlpinSolar startet auch eine wissenschaftliche Forschungsarbeit des Schnee- und Lawineninstituts (SLF) sowie der EPFL. Es werden über vier Jahre Erfahrungswerte und Daten zur Anlage gesammelt, die für künftige Anlagen im alpinen Raum als Grundlage dienen können. Dabei sind auch das Testen von verschiedenen Panelarten, der Vergleich unterschiedlicher Panel-Neigungswinkel auf der Staumauer und Daten zu Wind- und Schneelasten Forschungsbestandteil.