18.03.2021 | Italienische Experten diskutieren aktuelle Energiethemen bei den «Axpo Green Energy Solutions Talks»

Wie lassen sich Nachhaltigkeit und Mobilität in Zukunft gestalten?

Tobias Kistner

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Nachhaltigkeit und grüne Energie werden im Zuge der wirtschaftlichen Erholung nach Corona die Hauptrolle spielen. Auch bei der Entwicklung neuer Mobilitätsformen. Das zeigte sich an den «Green Energy Solution Talks» von Axpo Italia, wo mögliche Entwicklungen in der Energiebranche und angrenzenden Märkten diskutiert wurden.

Simone Demarchi, CEO Axpo Italia

Die Zukunft ist grün. Simone Demarchi, CEO von Axpo Italia unterstrich es gleich zu Beginn der Veranstaltung: «Es wird kein Zurück mehr geben. Wir befinden uns auf einem langen Weg und als Energiekonzern werden wir hier viel Verantwortung tragen. Ein grosser Teil der Mittel aus dem Konjunkturprogramm der EU wird in die Umgestaltung unserer Energieversorgung fliessen. Dabei geht es um verbesserte Energieeffizienz-Massnahmen, den Ausbau der erneuerbaren Energien und die Förderung der nachhaltigen Mobilität. Jetzt gilt es die Chancen zu nutzen und die Zukunft positiv mitzugestalten – das ist eine Herausforderung für uns alle und dieser Verantwortung müssen wir gerecht werden.»

Grosses Interesse an Energieeffizienz-Massnahmen

Los ging die Diskussion bei den «Axpo Green Energy Solutions Talks» mit dem ersten Panel, das sich dem «Superbonus 110», einer neuen Initiative der italienischen Regierung, widmete. In deren Rahmen erhalten Firmen und Privatpersonen, die in die Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden investieren, eine Steuergutschrift in Höhe von 110 % der Investitionskosten.

Im Mittelpunkt standen die SkyTg24-Journalistin Francesca Baraghini als Moderatorin und Marco Garbero, General Manager von Axpo Energy Solutions Italia. Das Unternehmen, das Teil von Axpo Italia ist, hat sich auf die Entwicklung von Energieeffizienz-Massnahmen und Dienstleistungen im Bereich der nachhaltigen Mobilität für Geschäfts- und Privatkunden spezialisiert.

Garbero wusste zu berichten, dass das Interesse der Kunden an Energieeffizienz-Massnahmen für Gebäude spürbar gestiegen ist: «Axpo Energy Solutions Italia hat schon 2017 mit solchen Projekten begonnen, aber seit der Einführung des «Superbonus 110» interessieren sich auch viel mehr Kunden dafür.»

Marco Garbero, General Manager von Axpo Energy Solutions Italia spricht zum Thema Energieeffizienz
Politische Unterstützung nötig

Dass es in Italien neu ein Ministerium gebe, das sich mit der Energiewende befasse, sei ein weiterer Wendepunkt gewesen, so Garbero. «Italien war das letzte Land in Europa, das dieses Thema auf Ministerebene gehoben hat. Es liegt in der Verantwortung der Unternehmen den Übergang zu nachhaltigen Energien zu schaffen. Dabei ist es aber entscheidend, dass staatliche Unterstützung und eine zentrale Kontrolle vorhanden sind.»

Andrea Del Moretto, Head of Origination bei Banco BPM, kommentierte: «Im Zuge des Energie- und Klima-Pakets der EU wurde klar aufgezeigt, mit welchen regulatorischen Massnahmen ein effektives und transparentes System erreicht werden soll, das mit den 2030-Zielen im Einklang steht. Dies ist ein sehr wichtiges Thema für Banco BPM. Wir sind Teil des «Superbonus 110»-Programms und konzentrieren uns dabei auf technologische Innovation und Partnerschaften mit führenden Unternehmen im Bereich der Energieeffizienz. Unser Angebot zeichnet sich durch einen hohen Digitalisierungsgrad aus. Wir kennen uns mit Steuergutschriften in Italien gut aus, arbeiten seit langem mit der öffentlichen Verwaltung zusammen und stellen dieses Know-how jetzt auch unseren Kunden zur Verfügung.»

E-Mobilität wird zu einer echten Marktoption

Im zweiten Panel, das sich mit der nachhaltigen Mobilität befasste, präsentierte Axpo Italia die neue Ausgabe des «White Paper on e-mobility». Das in Zusammenarbeit mit dem Start Magazin erstellte White Paper fasst alle Elemente zusammen, die für die Verwirklichung der E-Mobilität in Europa erforderlich sind, vom Markt bis zur Infrastruktur. Dazu gehören der Verkauf von reinen Elektro- oder Hybridautos, aber auch technische Aspekte wie neue Batterietechnologien, Entsorgung und Recycling sowie die gesamte grüne Mobilitätskette. Der Lebenszyklus eines Elektrofahrzeugs muss effektiv grüner sein als der seines konventionell angetriebenen Diesel- oder Benzin-Pendants, damit E-Mobilität wirklich sinnvoll ist.

Michele Guerriero, Redaktionsleiter des Start Magazins, dazu: «Die neue Ausgabe des Weissbuchs zeigt, dass Elektroautos zum ersten Mal eine echte Marktoption sind. Es ist nicht mehr nur eine kleine Minderheit, die sich für ein solches Auto entscheidet. E-Mobilität ist zu einem Industriefaktor geworden. Es ist jedoch noch ein langer Weg zu gehen, angefangen bei der Implementierung der Ladeinfrastruktur.»

Am zweiten Panel wurde das Thema E-Mobilität diskutiert
Autohersteller geben Vollgas

An der anschliessenden Diskussion nahmen Vertreter führender Unternehmen und Organisationen aus dem Bereich der E-Mobilität teil. Darunter auch der Verband Motus-E, bei dem Axpo Italia seit einigen Jahren Mitglied ist und der sich mit Studien und Forschungen für nachhaltige Mobilität beschäftigt.

Dino Marcozzi, Generalsekretär von Motus-E, sagte: «In den Städten gibt es keine Alternative zu Elektrofahrzeugen. Das Wachstum bei den Zulassungen trotz des Lockdowns ist beeindruckend. Jetzt müssen wir den Ausbau der Infrastruktur schnell vorantreiben. Es gibt schon viele Ladepunkte, aber sie müssen noch besser verteilt sein. Die E-Mobilität ist eine Chance, die Italien nicht verpassen darf.»

Die Autohersteller forcieren derweil die Einführung von neuen E-Modellen, so Stefano Sordelli, Future Mobility Director der Volkswagen Group Italia: «Für uns ist die Zukunft elektrisch. Das ist kein Poker, sondern eine wohlüberlegte Entscheidung. E-Mobilität ist in Bezug auf Effizienz und Nachhaltigkeit die beste Technologie, um die Klimaziele zu erreichen. Wir möchten sie deshalb allen zugänglich machen.»

Städtische Verkehrssysteme neu erfinden

Sogar ganze Städte werden grün, indem sie auf nachhaltige Mobilität setzen. Grosse Pläne gibt es zum Beispiel in Genua, wo Axpo Italia ihren Sitz hat. Matteo Campora, Stadtrat für Verkehr und integrierte Mobilität, erklärte: «Die Mobilitätsrevolution in den Städten schreitet voran. Wir haben ein ehrgeiziges Projekt für die Mobilität in Genua aufgesetzt. Unsere Stadt bekommt ein neues nachhaltiges, umweltfreundliches Verkehrssystem, wichtige Strassen werden saniert und es gibt bessere Dienstleistungen für die Bürger. Unser Ziel ist es, bis 2025 den öffentlichen Verkehr vollständig auf E-Fahrzeuge umzustellen.»

Partnerschaften für Carsharing und E-Scooter

Axpo Italia beschäftigt sich mit dem Thema E-Mobilität nicht nur im Hinblick auf die Infrastruktur und Technologie für Fahrzeuge – es geht ihr seit jeher auch darum, wie man ein Auto am besten nutzt. Angesichts der Tatsache, dass die meisten Fahrzeuge 90% der Zeit geparkt sind, hat sich Axpo Italia schon immer auf Sharing konzentriert. Deshalb arbeitet das Unternehmen seit einigen Jahren mit Zig Zag Sharing zusammen, einem Unternehmen, das in mehreren italienischen Grossstädten E-Scooter zum Verleih anbietet. Die Partnerschaft ermöglicht es den Kunden von Pulsee, der neuen digitalen Marke für Privatkunden von Axpo Italia, die Scooter von ZigZag Sharing zehn Stunden lang kostenlos zu mieten. Darüber hinaus bietet Pulsee den Kunden zwölf Monate lang einen exklusiven Value Added Service an, mit dem sie ihren Strom ausschliesslich aus zertifizierten erneuerbaren Quellen beziehen können.

Sharing werde in Italien in Zukunft noch attraktiver werden, so Emanuele Grazioli, Mitbegründer von Zig Zag Sharing: «Wir werden weiter in grüne Mobilität investieren, weil sie für die nachhaltige Entwicklung unseres Landes essenziell ist. Um weiter zu wachsen und die Zahl der potenziellen Nutzer erhöhen zu können, sind Partnerschaften wie mit Pulsee absolut entscheidend. Wir sind entschlossen, in den nächsten Monaten weitere Partnerschaften umzusetzen.»

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