14.05.2018 | Christoph Sutter, Leiter neue Energien, über die Entwicklung der Axpo Windparks

«Das Geschäft mit dem Wind läuft gut»

Axpo engagiert sich bei der Windkraft derzeit vor allem in Entwicklung und Bau von Anlagen in Frankreich. Dabei, so die Strategie, soll ein Teil der neuen Windparks im Axpo Portfolio bleiben, ein Teil an Investoren verkauft werden. Wie läuft das Geschäft? Wir haben nachgefragt bei Christoph Sutter, Leiter neue Energien bei Axpo.

Wind ist nach wie vor eine Wachstumsbranche. Wie ist Axpo da im Moment unterwegs?
Wir sind sehr gut unterwegs. Wir haben einen klaren Fokus auf Wind onshore, die Entwicklung und den Bau von Windkraftanlagen, in Frankreich. Wir haben parellel mehrere Windparks im Bau und können die allermeisten auch nach Plan abschliessen.

Kannst Du das konkretisieren?
Unsere Tochtergesellschaft Volkswind hat in Frankreich im März dieses Jahres einen neuen Windpark in Betrieb genommen. Vier weitere sollen dieses Jahr folgen. Insgesamt gehen 64 MW Leistung dort neu ans Netz. Zudem beginnt 2018 der Bau von fünf weiteren Windparks (siehe auch nebenstehendes Interview).

Bist du zufrieden mit diesem Tempo?
Ja es läuft wirklich sehr gut. Auch regulativ entwickelt sich Frankreich aus meiner Optik positiv. Da findet jetzt ja der Wechsel vom bisherigen «Feed-in-System» zu Auktionen statt. Dazu sind sind die Details festgelegt worden, nach denen man für eine Periode von 20 Jahren die auktionierten Tarife erhält.

Eine erste Auktion hat ja 2018 bereits stattgefunden.
Genau. Das war sehr spannend, wir haben mit drei Windparks auch daran teilgenommen. Allerdings haben wir in Frankreich noch sehr viele Projekte in der Pipeline, welche nach dem bisherigen Regime (Feed-in) laufen. Da werden wir in den nächsten Jahren noch viele solche Anlagen bauen. Aber mittelfristig sind die Auktionen für uns natürlich interessant.

Weshalb findest du die Detailregeln in Frankreich gut?
Weil sie sich stark von jenen in Deutschland unterscheiden. Die detaillierten Regeln für die Auktionen sind dort für Windparkentwickler sehr herausfordernd und schwierig. In Frankreich sind sie viel entwicklerfreundlicher.

Wir sind aber in beiden Märkten aktiv, oder?
Schon, aber unsere Pipeline in Deutschland ist deutlich kleiner als in Frankreich. Deshalb sind wir froh über die neuen Regulierungen in Frankreich. Sie führen dazu, dass bei der Entwicklung von neuen Windparks Frankreich derzeit der klar «heisseste» Markt in Europa ist. Auch bezüglich guter Preise, die man erzielen kann. Viele Entwickler wollen deshalb hier wachsen – wir haben aber den Vorteil, dass wir mit Volkswind schon am Markt sind, diesen gut kennen und eine grosse Projektpipeline in diesem Land haben.

Christoph Sutter, Leiter Neue Energien Axpo

Das bedeutet aber auch mehr Konkurrenz: Die erste Auktion in Frankreich wurde mit 500 MW massiv überzeichnet. Wie erfolgreich waren wir dabei?
Wir sind mit drei Projekten angetreten und haben für zwei den Zuschlag erhalten. Für uns ging es dabei primär darum erste Erfahrungen zu sammeln. Und wir sind ganz zufrieden mit zwei Zuschlägen und einer Absage. Hätten wir alle drei durchgebracht, hätten wir wohl unsere Tarife zu tief angesetzt gehabt. Das war aber jetzt gemäss Resultat nicht der Fall, entsprechend happy bin ich über das Resultat.

Der durchschnittliche Zuschlagswert in dieser Auktion lag bei 6,54 Cent/kWh. Rechnet sich das für uns?
Ja, durchaus. Das sind sehr gute Preise. In Deutschland tendieren die Preise gegen 4 Cent/kWh. Positiv am Förderregime in Frankreich ist zudem, dass Windparks mit maximal 18 MW Leistung weiterhin vom Feed-in-System profitieren können – und nicht über Auktionen laufen, wie die grossen Parks.

Wie sieht die Preisentwicklung generell aus? Gehen die Preise wegen den Auktionen onshore so zurück wie wir das Offshore schon sehen?
Die Preisreduktionen sind weniger stark als im Offshore Bereich. Aber ja, wir erwarten, dass die Preise auch bei Wind onshore zurückgehen werden. Dies ist natürlich der Effekt, den die Regulatoren mit dem neuen Fördersystem mit Auktionen auch anstreben und ein Zeichen, dass die ganze Industrie effizienter wird.

Bauen ist der eine Teil unseres Geschäfts? Wir wollen aber auch eine höhere Wertschöpfung erzielen, indem wir Windparks verkaufen. 2016 etwa haben wir vier Parks mit einer Leistung von 63 MW an Chorus verkauft. Wie sieht es da aktuell aus?
Unsere aktuelle Strategie lautet, einen Teil der Windparks, welche wir bauen, behalten - und einen Teil der neu gebauten Anlagen verkaufen. In diesem Geschäftsjahr 17/18 werden wir vier Windparks in Frankreich mit einer Leistung von 50,3 MW als Gesamtpaket verkaufen. Die Verhandlungen dazu laufen.

Die Nachfrage von Investoren ist also weiterhin hoch?
Ja, die Nachfrage ist hoch und die Preise am Markt entsprechend attraktiv. Besonders wenn man die Parks gebündelt verkaufen kann, weil da grössere Investoren mit im Spiel sind und sich an der mehrstufigen Ausschreibung im Bieterverfahren beteiligen.

«Die Nachfrage von Investoren ist hoch und die Preise am Markt entsprechend attraktiv»
Christoph Sutter

Was passiert im Bereich der technischen und kommerziellen Betriebsführung? Das ist ja auch noch eine unserer Geschäftsoptionen im Bereich Wind?
Im aktuellen Verkaufsprozess wird das Part of the Deal sein, dass schreiben wir langfristig mit aus. Und Volkswind kann dann ihr know-how in diesem Bereich einsetzen.

Wie sieht es mit dem Verkauf des Stroms aus, macht Axpo das auch?
Also bisher mussten wir das ja noch nicht, weil der Strom einfach eingespiesen und verrechnet werden konnte. Aber mit dem Systemwechsel in Frankreich werden wir den Strom, wie in Deutschland auch schon, neu künftig direkt vermarkten müssen. Da arbeiten wir typischerweise mit einem Händler zusammen. Und haben dazu eine Ausschreibung gemacht.

Und wer hat das Rennen gemacht?
Axpo Frankreich. Die Kollegen von Axpo Trading haben ein klar kompetitives Angebot abgegeben, da arbeiten wir jetzt bei drei Windparks zusammen. Das ist nicht überall der Fall, in Deutschland etwa vermarktet nicht Axpo den Strom von Volkswind und auch in Italien ist es nicht sakrosankt, dass einfach Axpo den Strom aus unseren Windanlagen vermarktet. Da muss man sich gegen Konkurrenten behaupten. Aber ich möchte meinen Kollegen vom Trading im aktuellen Fall in Frankreich ein Kränzchen winden, sie sind sehr fit und haben sich anscheinend schneller in diesem neuen Markt zurechtgefunden als die Konkurrenz und das beste Angebot gemacht. Ich hoffe, das wird auch in den nächsten Jahren so sein – aber auch dann wird wieder der Wettbewerb spielen.

Wir haben ja auch noch eine Beteiligung am Offshore Windpark Global Tech I (GT I) von knapp 25 Prozent. Wie läuft es - Axpo?
Da wurden jetzt im März auch die letzten Turbinen abgenommen und das Bauprojekt konnte damit aus Sicht der Banken abgeschlossen werden. Damit sinken einerseits die Finanzierungskosten für GT I, weil diese in der Betriebsphase günstiger sind als in der Projektierungsphase. Andererseits können wir jetzt die geplante Refinanzierung durchziehen. Das ist auch positiv für Axpo.

Wir sind ja auch noch an Terravent, dem gemeinsamen Projekt verschiedener Schweizer Energieunternehmen, mit 25 Prozent beteiligt. Eine gute Sache?
Die bestehenden Windparks von Terravent laufen sehr gut. Und Terravent hat entschieden, weitere Parks zu erwerben. Das Axpo M&A-Team ist damit beauftragt, neue Windparks zu finden. Axpo wird aber keine neuen Gelder einbringen. Wir investieren unser Geld in die Windparks von Volkswind. Der Verwaltungsrat hat ja unlängst entschieden, dass wir ein Windportfolio von rund 100 Mio, CHF Investitionskosten behalten wollen.

Christoph Sutter, Carsten Münch und Domenico De Luca an der E-World im Gespräch mit einer Journalistin

Technologisch scheint beim Wind die Devise «immer grösser, immer höher» zu sein. Stimmt das?
Ja, das war schon in den letzten 20 Jahre so und wird noch weitergehen. Und damit kommen auch die Preise runter, wie das auch in der Photovoltaik passiert. Interessanteweise geschieht das bei der PV vor allem, weil die Solarzellen billiger werden und auch ein bisschen mehr leisten. Beim Wind dagegen kosten die Anlagen weiterhin ähnlich viel. Sie sind aber deutlich effizienter geworden.

Schauen wir zum Schluss noch auf die Schweiz. Hier sieht ja die Energiestrategie 2050 einen grossen Zubau an Windenergie vor. Wie will sich Axpo da engagieren?
Wir würden gerne viel mehr machen hier. Die Schweiz ist zwar nicht gerade das top Windland, aber es gibt Standorte, wo sich Windenergie kommerziell erfolgreich betreiben lässt. Dort, beispielsweise in den Bergen, haben wir aber logistische Herausforderungen zu meistern. Erschwerend kommt hinzu, dass in der Schweiz der Widerstand gegen Windkraftanlagen recht gross ist. Das macht den Bau hierzulande nicht einfach. Aber nochmals, wir würden gerne mehr machen und evaluieren immer wieder Projekte. Es wäre ja auch sinnvoll, das know-how von Volkswind in Entwicklung und Bau von Windanlagen in der Schweiz zu nutzen. 

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