12.07.2023 | Monatliches Update europäische Energiemärkte, Juli 2023

Brennstoffunsicherheit führt trotz negativer Strom-Fundamentaldaten zu Energiepreissteigerungen

Vor dem Hintergrund niedrigerer Brennstoffimporte, eines zunehmenden Wettbewerbs auf dem weltweiten LNG-Markt und der daraus resultierenden etwas knapperen Versorgung sind die Energiepreise in Europa im letzten Monat gestiegen. Der in Asien noch markantere Preisanstieg als in Europa hat gezeigt, dass der Kampf um die LNG-Versorgung zwischen Europa und Asien nicht vorüber ist. Die erhöhte Preisvolatilität spiegelt zudem die Unsicherheit hinsichtlich anderer Importquellen, wie Gas aus Norwegen, Kohle aus Kolumbien und Rohöl aus den OPEC-Staaten, sowie der rechtzeitigen Wiederauffüllung der europäischen Brennstofflager wider. Obwohl die Preissteigerungen im Vergleich eher gering waren, wurden doch Erinnerungen an den letzten Sommer wach. Allerdings dämpfte die anhaltend schwache Nachfrage des Stromsektors nach Brennstoffen das Aufwärtspotential etwas.

Nach einem fünf Monate anhaltenden Rückgang stiegen die Preise auf dem Gasmarkt infolge längerer Ausfälle in Norwegen, des zunehmenden Wettbewerbs um LNG sowie der langsameren Wiederauffüllung der Gaslager. Insbesondere die dreiwöchige Verlängerung der Wartungsarbeiten an der Gasverarbeitungsanlage Nyhamna in Norwegen bis Mitte Juli liess die Gaspreise nach oben schnellen, was die anhaltende Abhängigkeit Europas von Gasimporten bestätigte. Dennoch liegt man mit dem Auffüllen der europäischen Gaslager vor dem nächsten Winter im Plan, auch wenn es zuletzt etwas langsamer voran ging und sich der durchschnittliche Speicherüberschuss gegenüber dem Niveau der letzten fünf Jahre reduzierte. Vor dem Hintergrund reduzierter Lagerbestände in Amsterdam und Rotterdam stieg der Kohlepreis in den letzten Wochen parallel zum Gaspreis an. Berücksichtigt man die verhaltene Nachfrage nach Kohle in Europa, ist dies ein möglicher Indikator für rückläufige Importe, was suggerieren würde, dass die Kohlepreise in den vergangenen Monaten bereits die Gewinnschwelle für Importe aus Kolumbien, Südafrika und den Vereinigten Staaten unterschritten hatten. Andererseits besteht die Möglichkeit, dass sich die Importe in den nächsten Wochen normalisieren. Insbesondere durch die hohen Brennstoffpreise und gestiegenen Kosten für den Umstieg von Kohle auf Gas kletterte der Preis für Emissionszertifikate um etwa 8 EUR/t und erreichte damit wieder seine dieses Jahr bis dato vorherrschende Handelsspanne von 85–95 EUR/t.

Auch die europäischen Strompreise stiegen angesichts der höheren CO2- und Brennstoffpreise, da diese die Gestehungskosten thermischer Kraftwerke in die Höhe trieben. Das verbesserte Atomstromangebot in ganz Europa dämpfte in Verbindung mit dem anhaltenden Nachfragerückgang und der signifikanten Stromerzeugung aus Erneuerbaren jedoch die optimistische Stimmung. So hat die starke Solarstromproduktion im letzten Monat die Strompreise nochmals ins Negative gedrückt. Im Juli kam es hier mit einem Abfall auf –500 EUR/MWh in verschiedenen europäischen Märkten zu einem Negativrekord, auch in den Niederlanden, wo Wärmekraftwerke die Systemflexibilität reduzieren und die Umkehr von Spitzen- und Grundlastpreisen verschärfen. Insgesamt scheint Europa gut für die Wintersaison gerüstet, wobei jedoch jedes Zeichen einer künftigen Knappheit den Markt unter Druck setzt und dessen Widerstandskraft auf die Probe stellt.

 

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